Museum für Stadt- und Kulturgeschichte „Priesterhäuser“ in Zwickau bietet interessante Einblicke in die Vergangenheit: Die sogenannten „Priesterhäuser“ im Herzen Zwickaus, gegenüber dem Dom St. Marien gelegen, sind vier zweigeschossige Häuser mit den für die spätmittelalterliche Bauweise typischen steilen Satteldächern, die eine geschlossene architektonische Baugruppe bilden. Die Ursprünge dieses bauhistorisch wertvollen Ensembles liegen im 13. Jahrhundert. Dendrochronologische Datierungen, bestätigt durch archäologische Befunde, belegen für das älteste Haus eine Entstehung im Jahr 1264. Die „Priesterhäuser“ gehören damit zu den ältesten erhaltenen Wohnbauten Deutschlands. Bereits 1466 waren die Gebäude weitestgehend vollendet und sind in dieser Ausformung fast unverfälscht erhalten geblieben. Den bereits in einem Ratsprotokoll aus dem Jahre 1521 bezeugten Namen „Priesterhäuser“ verdanken die Bauten dem Umstand, dass in ihnen ursprünglich die Geistlichkeit und sonstige Kirchenbedienstete wohnten. Doch auch Lehrer der in unmittelbarer Nachbarschaft gelegenen berühmten Zwickauer Lateinschule wohnten hier. Seit 2003 befindet sich in den historischen Bauten das Museum für Stadt- und Kulturgeschichte „Priesterhäuser“ und vermittelt einen anschaulichen Eindruck mittelalterlicher Wohnkultur und Lebensweise. Doch bis zur Eröffnung des Museums war es ein weiter Weg: Bis 1880 befanden sich die Häuser noch in kirchlichem Besitz. Dann gingen sie in kommunales Eigentum über und wurden bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts weiter als Wohnbauten genutzt. Aber während ein großer Teil der sonstigen mittelalterlichen Bebauung im historischen Stadtkern dem Plattenbau zum Opfer fiel, blieben die „Priesterhäuser“ von allen Versuchen sozialistischer Umgestaltung verschont. Jedoch reichten die ersten Bemühungen um eine Rekonstruktion nicht über eine Notsicherung des Bestandes hinaus. Mit Beginn der 90er Jahre eröffnete sich für die Stadt Zwickau die Möglichkeit durch Nutzung umfangreicher Förderprogramme von Bund, Land und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, eine umfassende und denkmalgerechte Sanierung durchzuführen. Da die zukünftige Nutzung als Museum für Stadt- und Kulturgeschichte von vorn herein feststand, konnten auch die damit verbundenen musealen Anforderungen in alle Planungen von Anfang an einbezogen werden. Als am 9. Mai 2003 in einer feierlichen Zeremonie dem Zwickauer Oberbürgermeister symbolisch der Schlüssel für die sanierten Priesterhäuser übergeben wurde, fand eine zehn Jahre dauernde aufwendige und äußerst komplizierte Rekonstruktion ihren krönenden Abschluss. Heute präsentiert das Museum der Öffentlichkeit vor allem Einblicke in die Sozial- und Kulturgeschichte des ausgehenden Mittelalters. Hauptthemen sind dabei die Besiedlung der Region, die spätmittelalterliche Stadtstruktur, Reformation, Schule, Handwerk, privates Leben und viele andere Aspekte jener Zeit. Selbstverständlich wird auch der Historie der Häuser, sowohl baugeschichtlich, als auch auf die Bewohner bezogen, ein großer Raum eingeräumt. Die Dauerausstellung ist vornehmlich in den Altbauten der „Priesterhäuser“ untergebracht und beinhaltet die Stadt- und Kulturgeschichte mit den Schwerpunkten zum 15. und 16. Jahrhundert. Besonders sehenswert sind dabei die behutsam restaurierten Stuben und Kammern, in denen die spätmittelalterliche Lebens- und Alltagswirklichkeit der früheren Bewohner für die Besucher erlebbar wird. Eine rekonstruierte Schwarzküche lädt bei besonderen Anlässen zur Verkostung einer Brotsuppe ein. Hier kann man Geschichte nicht nur sehen, sondern sogar riechen und schmecken. Bei der Gestaltung der Ausstellung war man jedoch auch offen für moderne Konzepte und Methoden der Präsentation: Nachgebaute Möbel fordern den Gast auf, sie im wahrsten Sinne des Wortes zu „begreifen“ und auch einmal ein „mittelalterliches Sitzgefühl“ zu entwickeln. In historische Gewänder gekleidete Figurinen, denen moderne Audiotechnik eine Stimme verleiht, lassen den Betrachter konkrete historische Situationen nacherleben. Die Einbindung von Touchscreen-Displays, an denen die Besucher selbst durch Animationen zur Baugeschichte der Häuser navigieren, aber auch Informationen zum mittelalterlichen Handwerk erhalten können sowie die Nutzung von Plasmabildschirmen zur Visualisierung vor größerem Publikum setzen ein weiteres Zeichen zur Nutzung neuer Informationstechnik. Während die Räumlichkeiten der Altbauten klein und verwinkelt sind und die Besucher sich während des Rundganges über teilweise sehr steile und schmale Treppen durch die Häuser bewegen, eröffnet sich dem Besucher beim Betreten des zum Museum gehörenden modernen Erweiterungsbaus eine andere (Museums-)Welt: Großzügige Ausstellungsflächen erlauben die Präsentation auch umfangreicher (Sonder-)Ausstellungen und Bestände. Bei öffentlichen oder individuell angemeldeten Führungen können die Besucher die historischen Häuser und die Sonderausstellungen kennenlernen. Für Kinder und Schulklassen gibt es spezielle Angebote, die den Museumsbesuch zu einem Erlebnis machen.
Adresse
Domhof 5-8, 08056 Zwickau, Deutschland